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Orgeln in Vorpommern |
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Historische Orgeln in Vorpommern
Der östliche Teil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern, das Territorium des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises also, gehört zu den Landschaften Deutschlands, in denen eine besonders große Zahl historischer Orgeln erhalten ist. Etwa 90% der insgesamt ungefähr 350 Orgeln in Kirchen und Kapellen Vorpommerns sind vor dem 1.Weltkrieg erbaut worden.
Bereits im Mittelalter besaßen die großen gotischen Stadtkirchen Orgelinstrumente. In der Nikolaikirche zu Stralsund blieb über dem Hochaltar eine gotische Orgelempore bis heute erhalten. Eine kürzlich bei Ausgrabungsarbeiten in der Greifswalder Altstadt aufgefundene Blockwerkslade ist konstruktiv den Orgeln von Norrlanda und Sundre verwandt.
Wesentliche Impulse des Orgelbaus der Renaissancezeit kamen aus den Niederlanden, einem Land mit einer im 16. Jahrhundert besonders hochstehenden Orgelkultur. So wissen wir von einem Orgelbau, den Fabian Peters aus Sneek 1575-1577 im Dom St.Nicolai in Greifswald ausführte. Auch Nikolaus Maas, der 1592 das Bürgerrecht in Stralsund erwarb, war wahrscheinlich Niederländer. Er war in Barth, Greifswald und Stralsund tätig.
Das älteste bis heute bewahrte Instrument in Vorpommern ist die monumentale Orgel, die der Lübecker Orgelbaumeister Friedrich Stellwagen 1653-1659 für die Marienkirche in Stralsund schuf. Sowohl hinsichtlich der Klangqualität als auch in Bezug auf die bildkünstlerische Ausgestaltung des über 20 Meter hohen Gehäuses markiert dieses gewaltige Werk eine Höchstleistung des norddeutschen frühen Orgelbarock. Als einzige große Orgel, die in einer der stattlichen Backsteinkathedralen vom Typ der Lübecker Marienkirche in Deutschland erhalten blieb, bildet sie zusammen mit den beiden barocken Musikemporen ein musikhistorisches Denkmal ersten Ranges.
Eine kleine Rarität ist das 2-stimmige Positiv in der Schloßkapelle zu Griebenow bei Greifswald. Es wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von einem unbekannten Orgelbauer geschaffen.
1740 baute Christian Gottlieb Richter aus Alten Stettin eine große Orgel für die Jacobikirche zu Stralsund. Das von dem Stralsunder Bildhauer Michael Müller künstlerisch exzellent dekorierte Gehäuse, eine der repräsentativsten barocken Orgelschauseiten in ganz Norddeutschland, wurde später beim Neubau des Orgelwerkes durch Friedrich Albert Mehmel beibehalten. Von Grimmen aus wirkte im 18. Jahrhundert der Orgelbauer Christian Weldt, von dessen Kunst heute noch das Gehäuse und einige Pfeifenreihen in der Dorfkirche zu Deyelsdorf Zeugnis geben, die ihn als einen ganz im Stil der Schnitger-Schule arbeitenden Meister ausweisen. Wahrscheinlich stammt auch das Gehäuse der Orgel in Nehringen von ihm.
Lange Zeit galt die schöne Barockorgel in der Kirche zu Wartin, an der südlichen Grenze Vorpommerns gelegen, als Werk des ortsansässigen Meisters Christian Friedrich Voigt. Durch genaues Studium der Kirchenrechnungen, der Inschriften im Werk und bautechnischer Eigenheiten gelang 1999 die Identifizierung des Instrumentes als 1744 von Joachim Wagner geschaffene Orgel. Das Instrument war ursprünglich als seitenspielige Brüstungsorgel angelegt und vertrat damit einen von Wagner mehrfach gebauten Typus. Der trotz Veränderungen hohe Prozentsatz an originaler Substanz lässt die Wartiner Orgel nun in die Reihe der wertvollsten Denkmalsorgeln Vorpommerns aufrücken. Von Voigt stammt vermutlich auch das 1773 erbaute Brüstungspositiv im benachbarten Blumberg.
Zwei besonders kostbare Instrumente sind die beiden Spätbarockorgeln, die der Stralsunder Christian Kindten 1792 und 1796 in Gingst und Sagard auf der Insel Rügen erbaute. Aus einem autobiographischen Brief Kindtens erfahren wir, dass er in St. Petersburg den Orgelbau erlernte. Vielleicht ist er dort Schüler von Heinrich Andreas Contius gewesen. Der Baustil des Rostocker Orgelbauers Paul Schmidt ist durch ein Ende des 18. Jahrhunderts von seinem Schüler Christian Heinrich Kersten für die Dorfkirche von Saal erbautes Instrument in Vorpommern vertreten.
Das 19. Jahrhundert, die Epoche, aus der die meisten der vorpommerschen Orgeln stammen, steht in unserem Gebiet ganz im Zeichen des Schaffens der drei Orgelbauerfamilien Buchholz, Grüneberg und Mehmel. Johann Simon Buchholz, war Schüler von Ernst Marx und damit Enkelschüler von Joachim Wagner. So sind denn seine Orgeln, beispielsweise das 1820 erbaute Instrument in der Dorfkirche zu Gristow, noch ganz im Geist und der Handwerkstradition des 18. Jahrhunderts gebaut. Von besonderer Bedeutung ist die Orgel in der Marienkirche zu Barth, die 1821 von Vater Johann Simon und Sohn Carl August Buchholz gemeinsam errichtet wurde. Sie ist heute, nach dem bedauerlichen Abbruch der Greifswalder Domorgel, nicht nur das Instrument mit dem größten Originalbestand von Buchholz in Deutschland, sondern gilt darüber hinaus als eine der klangschönsten frühromantischen Orgeln überhaupt. Die von der Anlage her größte Buchholz-Orgel Deutschlands, befindet sich allerdings in der Nicolaikirche zu Stralsund. Das einer Backsteinkathedrale angemessene Orgelwerk wurde von Buchholz 1839-41 errichtet und verfügt über 55 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal.
Über mehrere Generationen wirkte in Stettin im 19. und 20. Jahrhundert die Orgelbauerfamilie Grüneberg als leistungsfähigste und wichtigste Orgelbauwerkstatt Pommerns. In der Firmengeschichte spiegelt sich die Entwicklung des Orgelbaues jener Zeit wieder: Bis etwa 1890 baute die Firma bis auf wenige Ausnahmen- dazu gehört die 1854 gefertigte Orgel zu Görmin mit einer der ältesten Kegelladen der Orgelbaugeschichte- mechanische Schleifladen, und ging danach zum Bau von Kegelladen über, die zunächst mechanisch gesteuert und ab 1900 mit Röhrenpneumatik verbunden wurden. Gleichbleibend jedoch war die handwerkliche und musikalische Qualität der Instrumente, die der Werkstatt Grüneberg weit über die Grenzen Pommerns hinaus Anerkennung und Aufträge sicherte und heute ebenso an den vielen erhaltenen Dorfkirchen-Orgeln wie an dem monumentalen viermanualigen Werk in der Bartholomaeuskirche zu Demmin, der größten Grüneberg-Orgel Vorpommerns, fasziniert.
Der Ladegast-Schüler Friedrich Albert Mehmel ließ sich 1859 in Stralsund nieder. Er beschäftigte 14 Mitarbeiter in seiner Werkstatt und eröffnete 1872 noch eine Filiale in Wismar. Sein größtes Werk war der Neubau der Orgel für die Jacobikirche zu Stralsund, ein Instrument, das von den Zeitgenossen als eines der schönsten in ganz Deutschland gerühmt wurde. Leider ist diese Orgel nach Ausplünderung am Ende des 2. Weltkrieges heute nur noch als Torso erhalten. Zu welch ausgezeichneten Leistungen Mehmel fähig war, wird heute am deutlichsten an dem nahezu vollständig erhaltenen, dreimanualigen Instrument in der Marienkirche zu Greifswald, aber auch an der Orgel der Stadtkirche zu Richtenberg oder vielen Dorforgeln, die hinsichtlich der Klangqualität einen Vergleich mit den Instrumenten Friedrich Ladegasts nicht zu scheuen brauchen. Nach Mehmels Tod 1888 wurde die Werkstatt von seinem Sohn Paul Mehmel noch bis 1896 weitergeführt.
Parallel zur Tätigkeit der Orgelbauer Buchholz, Grüneberg und Mehmel, waren in Vorpommern noch einige kleinere Orgelbauwerkstätten beheimatet. So hatten sich in Stettin Friedrich Wilhelm und Emil Kaltschmidt etabliert, deren Instrumente sich durch noblen, der klassischen Orgelbautradition verhafteten Klang auszeichnen. In Stralsund wirkte um 1850 Friedrich Nerlich, dem wir u.a. die sehr schöne Orgel in Patzig auf Rügen, 1846 erbaut, verdanken. Der Orgelbauer Fischer in Demmin war mit hoher Sicherheit ein Schüler von Johann Friedrich Schulze aus Paulinzella, dessen Bauweise er vollständig kopierte. Von Schulze selbst besitzen wir in Vorpommern noch drei Instrumente, von denen die völlig unverändert erhaltene, zweimanualige Orgel in Kenz bei Barth, 1847 gebaut, besonders wertvoll und interessant ist.
Da die meisten Stadt- und Dorfkirchen in Vorpommern im 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert neue Orgelinstrumente bekommen hatten, war mit Einsetzen der "Orgelbewegung" in den 1920er Jahren für Neubauten kaum Bedarf. Zunächst wurden einige Instrumente klanglich umgestaltet. Die erste neue Orgel, die die Einflüsse der "Orgelbewegung" in der Disposition deutlich werden lässt, ist das bemerkenswerte klangschöne Instrument, welches Felix Grüneberg 1937 für die Dorfkirche in Völschow lieferte. War dieses Instrument noch mit pneumatischen Kegelladen ausgestattet, so ging die Firma Alexander Schuke 1943 bereits wesentlich konsequenter vor, indem sie die neue Orgel für die Inselkirche in Kloster aus Hiddensee mit rein mechanischen Schleifladen baute.
An diesem Instrument orientierte sich eine Reihe von Orgelneubauten, die in den 1950er und 1960er Jahren in Vorpommern von den Werkstätten Alexander Schuke (Potsdam), Hermann Eule (Bautzen), Gebrüder Jehmlich (Dresden), Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder), Gerhrd Böhm (Gotha) und anderen realisiert wurden.
Die Hauptaufgabe des gegenwärtigen Orgelbaugeschehens in der Pommerschen Evangelischen Kirche liegt im Bereich der Erhaltung und Restaurierung der zahlreichen historischen Instrumente; eine Reihe von Orgelwerken konnte in den vergangenen Jahren nach denkmalpflegerischen Grundsätzen wiederhergestellt werden.
www.orgelmuseum-malchow.de
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Wilkommen |
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Herzlich Wilkommen auf der Internetpräsenz des Baltischen Orgel Centrums e.V. |
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